Ein "Haus im Tal" der Bever stand Pate bei der Namensgebung und war Ausgangspunkt einer seit dem Jahre 971 durch die Corveyer Schenkungsurkunden nachgewiesenen, tatsächlich jedoch wohl bereits viel länger zurückliegenden Besiedlung des Bevertales im Bereich der heutigen Ortslage Dalhausen. Im 11. Jahrhundert
im Besitz der Grafen von Northeim, im 13. Jahrhundert Eigentum der Grafen
von Dassel und Everstein sowie des Klosters Helmarshausen, blieb die Geschichte
des Ortes im folgenden über Jahrhunderte hinweg mit der der Kirche
und insbesondere des Klosters Gehrden eng verbunden. In einer Urkunde
des Paderborner Bischofs Bernhard III. aus dem Jahre 1221 wird Dalhausen
als ein Filialdorf des in der Soester Fehde zerstörten Kirchdorfes
Eddessen bezeichnet. Im gleichen Jahre wird Dalhausen von Eddessen abgepfarrt
und selbständige Pfarrei. Bischof Otto von Paderborn übertrug 1305 diese Pfarrei mit ihren Einkünften dem Kloster Gehrden. Graf Otto, Sohn des Ludwig von Everstein, schloß sich dieser Schenkung an und trat am 10.07.1305 das Dorf mit Wald, Zehnten, Heuer, Mühlen usw. ebenfalls an Gehrden ab. Am 15.10.1810 erfolgte
der Verkauf des früheren Klosterbesitzes an den Grafen Wilhelm von
Bocholtz, ehe 1829 die Grafen von Sierstorpff Eigentümer mit Anspruch
auf Heuer und Zehnten wurden, den sie bis zum Jahre 1840 einforderten.
Mit der Summe von 16000 Talern für 880 Morgen Wald und Land, die
bereits im Jahre 1875 gezahlt waren, kaufte sich Dalhausen 1873 aus diesen
Besitzverhältnissen frei. Die Ortschaft, seit
der kommunalen Neugliederung am 01.01.1970 in bezug auf ihre Einwohnerzahl
größter Ortsteil der Großgemeinde Beverungen, liegt ca.
7 km südwestlich der Kernstadt im engen Tale der aus den Bächen
Lebersiek, Eselsbach und Jordan hervorgegangenen Bever. Dalhausen wird
durchzogen von der Bundesstraße 241, die gleichzeitig als Zubringer
zur A 44 Dortmund/Kassel dient, sowie der Kreisstraße 44. Landschaftsprägend sind der nördlich gelegene Schnegelberg, der bis zu einer Höhe von 328 m aufsteigt, der Spechterberg, südlich der Bever der Kreihenberg (301 m) sowie der östlich der Ortschaft liegende Biesberg, der im Bereich des Westerfeldes nahe der Ortschaft Jakobsberg eine Höhe von 331 m erreicht. Die höchste Erhebung innerhalb der mit ihren Gemarkungsgrenzen 7,16 qkm umfassenden Ortschaft Dalhausen ist der Schmerberg (336 m).
ImSüden der über Wolfhagen hinaus gelegene Weidelsberg mit der imposanten Weidelsburg auf seinem Gipfel, der Habichtswald mit dem Sender Zierenberg und dem oberhalb Kassel stehenden Herkules sowie der 599 m hohe Bärenberg mit einem sichtbaren Teilstück der Autobahn A 44. Der Solling im Nordosten mit dem Umsetzer bei Neuhaus, im Osten Richtung Uslar der sich gegen den Horizont abhebende Sollingturm. Die Aufzählung
ließe sich erweitern. Dem interessierten Beobachter mag sie genügen;
er wird beim genauen Hinschauen weitere Einzelheiten, vor allem in der
näheren Umgebung vom Schmerberg aus, entdecken. Ortsentwicklung:
Nach der Volkszählung vom 01. 12.1919 hatte Dalhausen 1446 Einwohner, verteilt auf 193 "Wohnstätten". Hundert Jahre zuvor, im Jahre 1818, waren es amtlichen Aufzeichnungen zufolge gerade 601 Personen.
Ursache für die
erhebliche Bevölkerungszunahme waren in erster Linie aus ihrer Heimat
vertriebene Landsleute aus den deutschen Ostgebieten, die sich teils nur
vorübergehend bei uns aufhielten, in vielen Fällen in Dalhausen
jedoch eine zweite Heimat fanden. Überwiegend waren es Schlesier,
die unserer Ortschaft "zugeteilt" wurden. Sie hatten entweder
auf eigene Faust den Weg in den Kreis Höxter gesucht oder aber kamen
mit mehr oder weniger organisierten Flüchtlingstransporten nach Nordrhein-Westfalen
und in unseren Raum. Die Wohnungsnot war groß und "Wohnraumbewirtschaftung"
das Gebot der Stunde! Da Mitte bis Ende der 50er Jahre die aufkommende Kleinmöbelindustrie Arbeitsplätze versprach, waren viele Flüchtlinge bei uns geblieben, hatten hier geheiratet und sorgten mit ihren Kindern dafür, daß unsere Einwohnerzahl stetig nach oben ging. Auch aus unserer näheren Umgebung nahmen eine Anzahl von nicht heimatvertriebenen Personen Wohnung in Dalhausen, da sie in den Kleinmöbelbetrieben der Gebr. Böker, der Fa. Aug. Decker oder auch der Fa. E. Dierkes sowie in anderen Betrieben Arbeit gefunden hatten. Am 31.12.1993 betrug die amtliche Einwohnerzahl Dalhausens 2297 Personen! In Anwesenheit von
Weihbischof Dr. Franz Hengsbach feierte Dalhausen am Feiertag Mariä
Geburt des Jahres 1954 das 550jährige Marienwallfahrts-Jubiläum.
Wegen des damals noch andauernden Kirchenumbaues geschah dies mit einjähriger
Verspätung, denn der verbürgte Anfang von Wallfahrten nach Dalhausen
datiert aus dem Jahre 1403. Zu Füßen des Gnadenbildes ist mit
dieser Jahreszahl eingetragen: "Eine Herzogin von Braunschweig schenkt
unserer lieben Frau einen güldenen Mantel". Im Jahre 1993 jährte
sich das Ereignis somit zum 590. Male! Ihr heutiges äußeres Erscheinungsbild resultiert aus einem großen Um- bzw. Erweiterungsbau, durchgeführt in den Jahren 1949-1950.Die bei dieser Baumaßnahme aus dem Kircheninneren entfernten Barockaltäre wurden 1985 nach enstprechender Renovierung und erheblicher finanzieller Beteiligung der Dalhauser Bevölkerung wieder in die Kirche eingebracht. Durchweg kleine und
karge Ackerflächen, noch dazu meist mehr oder weniger hängig,
zwangen die Bevölkerung Dalhausens schon sehr früh dazu. Möglichkeiten
zu finden, ihre Versorgungs- und Einkommenssituation zuverbessern, um
hierdurch der verbreiteten Armut im Ort zu begegnen. Wannenmacher, Aschensieder, Mollenhauer, Branntweinbrenner seien als Beispiel genannt für ausgeübte Kleingewerbe, die neben den üblicherweise vorhandenen Dorfhandwerkern wie Bäcker, Schuster, Schneider und Schreiner Anfang des 19. Jahrhunderts dokumentiert sind und zur Ergänzung der Einnahmen aus den überwiegend unzulänglichen kleinen Landwirtschaften ausgeübt wurden. Die häufigste
Berufsbezeichung in den Taufbüchern der Jahre 1804 (10), 1810 (15),
1815 (11) ist jedoch bereits die des Korbmachers. Die Anfänge der Dalhauser Korbmacherei dürften bis ins Mittelalter zurückgehen. Eine genaue Datierung ist nach heutigem Kenntnisstand nicht möglich. Sie war jedoch über lange Jahre hinweg zunächst ein Bestandteil der auf eine Deckung des eigenen Bedarfs ausgerichteten bäuerlichen Wirtschaft. Eine steigende Nachfrage nach Korbwaren bzw. die Einführung der Gewerbefreiheit führten Anfang des 19. Jahrhunderts zu einer Spezialisierung der Gewerbetreibenden Dalhausens auf die Korbmacherei. Eine spürbare Verbesserung der Einkommenssituation ergab sich dennoch nicht, und so sahen ab den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts viele Dalhauser nur in der Auswanderung nach Amerika eine Zukunftschance. Erst durch den bald
darauf einsetzenden Korbhandel mit Amerika (Baumwollpflückkörbe,
sog. "Nester") bzw. dem bevölkerungsreichen Ruhrgebiet,
das durch hausierende Dalhauser Korbhändler erreicht wurde, ergab
sich ein gewisser Aufschwung. Anfang des 20. Jahrhunderts begann man in
Dalhausen mit einer Korbwarenfertigung in großen Sälen. Die
traditionelle Heimarbeit war damit für viele Dalhauser beendet. Eine besondere Situation ergab sich für die Dalhauser Korbmacher durch die Einbeziehung in die Rüstungsindustrie vor und in den beiden Weltkriegen: Große Aufträge zur Herstellung von Geschoßkörben bzw. U-Boot-Netzen führten dazu, daß es ihnen immer dann finanziell gut ging, wenn Aufträge der Heeresverwaltung abzuwickeln waren. Schon bald nach dem
Ende des 2. Weltkrieges vollzog sich in Dalhausen ein bedeutender Strukturwandel.
Das Korbmacherhandwerk mußte mehr und mehr, bedingt durch eine Veränderung
der Konsumgewohnheiten, einer mit aller Kraft sich entwickelnden Kleinmöbelindustrie
weichen. Die nach wie vor ungebrochene Nachfrage nach den Produkten der noch in Dalhausen ansässigen bzw. aus Dalhausen hervorgegangenen Kleinmöbelindustrie einschließlich der ebenfalls nach Beverungen verlagerten Sperrholz-Herstellung ist bis heute Arbeitsgrundlage vieler Dalhauser, denen auf diese Weise Erfahrungen mit dem z.Zt. allgegenwärtigen Phänomen der Arbeitslosigkeit weitgehend erspart geblieben sind. Ein großer Teil
der Dalhauser Bevölkerung ist heute in den zahlreichen im Ort existierenden
Vereinen engagiert. Die Veranstaltungen bzw. das Programmangebot dieser
Vereine, denen das Wort "Eigenleistung" beileibe kein Fremdwort
ist, sind spürbar in vielen Bereichen im Ablauf des täglichen
Lebens und aus dem dörflichen Geschehen nicht mehr hinwegzudenken. Bis
ins 17. Jahrhundert reicht das sogenannte "Weihnachtssingen"
zurück. Am Heiligen Abend versammeln sich Männer und Jungmänner der Gemeinde
um 22.00 Uhr und singen immer zur vollen Stunde an verschiedenen, festgelegten
Plätzen des Dorfes alte Weihnachtslieder. Zwischenzeitlich wärmen sie
sich im Wachlokal, das seit 1910 in der Gastwirtschaft Groll zu finden
ist. Zum Ende gegen 05.00 Uhr marschieren Sie dann in drei Gruppen nacheinander
im Kanon singend mit "Herbei, o ihr Gläubigen!" in die Kirche
ein, um an der Christmette teilzunehmen.
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